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Einfluss von Sprachkompetenz auf Leistung in Mathematik

Der Einfluss von Sprache auf den Mathematikunterricht wurde oft unterschätzt, ist Sprache doch „dem Fach Deutsch zuzuordnen“. Sprachbildung ist jedoch mittlerweile in vielen Lehrplänen als Querschnittsaufgabe aller Fächer festgelegt und Inhalt vieler Lehrerausbildungsgesetze.

Relevanz der Sprachkompetenz

Der Einfluss der Sprachkompetenz auf die Leistungen im Mathematikunterricht wurde wiederholt statistisch nachgewiesen. Und auch, dass dieser Einfluss sogar noch stärker ist als Lesekompetenz, Migrationshintergrund und/oder sozioökonomischer Status.

Sprachbildung, die für Auf- und Ausbau der Sprachkompetenz maßgeblich ist, muss daher fächerübergreifend stattfinden und ist deshalb in vielen Lehrplänen enthalten.

Defensive/Offensive Strategie

Eine mögliche Strategie, mit Defiziten in der Sprachkompetenz umzugehen, ist, die Anforderungen so weit zu senken, bis sie zur Kompetenz der Lernenden passen. Dies hat jedoch möglicherweise zur Folge, dass die Sprachkompetenz fossiliert wird, anstatt diese weiterzuentwickeln.

Sinn macht eine defensive Strategie jedoch bei neu Zugewanderten, die Probleme beim Textelesen und Texteverstehen haben. Ansonsten ist der defensiven auf jeden Fall die offensive Strategie vorzuziehen. Bei dieser werden nur wirklich unnötige Hürden vermieden und stattdessen die Lernenden auf die Hürde vorbereitet. Das heißt, die Kompetenzen werden an die Anforderungen angepasst.

Während beim Lesen und Verstehen von Texten bei neu Zugewanderten die defensive Strategie zu bevorzugen ist, ist dagegen beim Sprechen und Schreiben die offensive Strategie die bessere Wahl. Hilfestellungen, wie z. B. Formulierungshilfen, dienen dabei als „Sprungbrett“, um die nächsthöhere Ebene zu erreichen.

Alltags- und Bildungssprache

Einen wichtigen Aspekt im Bereich Sprachkompetenz bildet auch der Unterschied zwischen Alltags- und Bildungssprache. In der Bildungssprache werden Wörter präzise und gezielt eingesetzt, vieles wird abstrakt und unpersönlich formuliert und komplexe Sätze werden gebildet. In der Alltagssprache dagegen werden viele unvollständige und einfache Sätze gebraucht, Wörter flexibel eingesetzt und persönliche, aktive Formulierungen benutzt.

Beispiel einer Schülerin: „X-beliebig sagt unsere Lehrerin auch immer. Aber was das heißt, weiß ich nicht. Das sagt man halt so“.

Die Aussage „x-beliebig“ wird von Erwachsenen im Alltag oft eingesetzt. Da es für Erwachsene also im tagtäglichen Sprachgebrauch ist, ist es für sie Alltagssprache. Das heißt, auch beim Sprechen mit Kindern wird diese eingesetzt, jedoch nicht verstanden.

Eine Mathematikaufgabe kann auf verschiedene Arten formuliert werden

1) Welches Kind hat die höchste Trefferquote?

Kind 1: Bei 10 Schüssen 5 Treffer

Kind 2: 75 % der Schüsse treffen

Kind 3: 4 Treffer bei 6 Versuchen

Kind 4: jeder 4. Schuss trifft

2) Wer ist der beste Torschütze?

Vier Kinder kämpfen um den Titel des besten Torschützen beim Fußball. Paul hat bei zehn Schüssen fünf Mal getroffen, bei Lisa gingen 75 % der Schüsse ins Tor. Jan traf viermal bei sechs Versuchen, bei Mara war jeder vierte Schuss ein Treffer. Nun gibt es Streit, wer am besten war.

Differenzierung Sprachkompetenz/Sprachverständnisstörung

Erkennbar ist, dass die Sprachkompetenzen bei immer mehr Kindern und Jugendlichen Defizite aufweisen und schwächer werden. Ursachen dafür können u. a. verstärkter Medienkonsum, sozioökonomischer Status oder ein Migrationshintergrund sein.

Sprachkompetenz beinhaltet das Wissen über den Aufbau von Sprache (u. a. Grammatik) und auch die Fertigkeiten, dieses Wissen anwenden und nutzen zu können, z. B. die Intension eines Satzes / der gesprochenen Sprache erkennen und selbst zielgerichtete Sätze bilden können.

Eine Sprachverständnisstörung hingegen ist eine aufgrund einer Diagnose gestellte, generelle Störung des Sprechens und der Sprache. Aufgrund derer können diese Kinder gesprochene Sprache nicht im erforderten Maße entschlüsseln und verstehen (verglichen mit dem Durchschnitt gleichaltriger Kinder).

Artikel in Anlehnung an Vortrag von Dr. Kirstin Erath, Universität Dortmund auf Basis der Bausteine aus der DZLM‐Fortbildungsreihe „Sprachbildung im Mathematikunterricht der Sekundarstufe“ von Prof. Dr. Susanne Prediger und Team. Weitere Informationen gerne per E-Mail!

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